Bilder von befreundeten Künstlerinnen, – Hölbling hat ausschließlich Frauen für die bildnerische Ausstattung seines Buches erwählt, – machen das Buch nicht nur zu einem edlen, sondern auch zu einem schönen: Beate Landen („flower of loss“, „orchid blossoms“, „herbst“), Yuko Ichikawa („traumfliegen“, „the brilliance“), Herta Tinchon („some music“) und Waltraud Mohoric („world“) markieren jeden neuen Themenabschnitt und ihre Bilder, meist Aquarelle, durchziehen das Buch wie Traumfänger, Nebelschwaden.
Als würde dieses lyrische Element, diese Farbigkeit, Naturverbundenheit, kreatürliche Allverbundenheit ihm besser passen zu den in diesem wunderbaren Lyrikband angeschlagenen weichen, sanften Tönen. Da kommt keiner mit der Peitsche daher, da baut keiner artifizielle Gebäude, da wird organisch und aus Situationen, Landschaften, Stimmungen und Wetter heraus im wahrsten Sinn des Wortes „gedichtet“.
Danke, Walter – ein zartes, schönes, gehaltvolles, sehr lyrisches Buch!
Andrea Wolfmayr
Gangan Reviews
Walter W. Hölbling | Amazon | Buchhandel | Autor
abstand
die welt wird langsamer
hauchdünne nebelschleier schieben sich milchzart
zwischen die dinge und mein wollen
die klaren kanten der objekte
werden stumpf und weich
die dringlichkeit der augenblicke
weicht meinem grübeln
über mögliche entschlüsse
worte gerinnen zu abstrakter starre
in der die dinge ewig unverändert bleiben
ist es ein todesahnen
das mir am nacken tastet
und mich für eine weile
des trosts der ständigen veränderung beraubt?
es scheint das leben sich
mit weiten schritten zu entfernen
die küchenuhr tickt lauter als gewohnt
sie misst die zeit
von hier bis zu den sternen
ihr gang bleibt gleich
sie zählt
und bläst
die schleier meiner kurzen ewigkeit
sanft und bestimmt
in die vergangenheit