Gangway Music Reviews

Aus Liebe zur Musik – 101 Alben 2013-2021

Cover: Der Herausgeber im Probekeller mit „The Base“

Andreas Felber
Vorwort

Foto: ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

Ein Vorwort zu Gerald Ganglbauers Albumbesprechungen also. Klar. Immer gern für jemanden, der sich der unpopulären Textsorte der Rezension widmet. Die oft gescholten, vielfach vernachlässigt, in Zeiten der Online-Playlists mitunter gar als Anachronismus empfunden wird. Dabei ist die dahinter stehende Haltung essentieller denn je: hin- und zuzuhören, sich eine Meinung zu bilden, diese zur Diskussion zu stellen, sich zu exponieren statt indifferent in Deckung zu bleiben. Das alles im Bewusstsein, dass die eigene Wahrnehmung eben nicht mehr ist als genau das – und sie nur für ihren Urheber Gültigkeit beanspruchen kann. Diese Haltung ist wichtig. In diesen Landen, in dieser Welt. Weit über musikalische Sphären hinaus.

Wobei: Über Gerald Ganglbauers Reviews zu schreiben, seine Besprechungen gewissermaßen zu besprechen, das ist gar nicht so einfach. Sprengen sie doch immer wieder diverse Rahmen. Die Grenzen zu Konzertbericht und Musiker/innenporträt sind bei ihm fließend. Auch Autobiografisches findet sich ganz selbstverständlich eingeflochten, sodass man zuweilen über Gerald Ganglbauer mehr erfährt als über das eigentliche Thema der Betrachtung. Sollte man es Erlebnisbericht nennen? Ganglbauer beschreibt radikal subjektiv seine persönliche Annäherung, mitunter seine Annäherungsversuche an den Gegenstand seines Interesses. Er schwärmt, er schildert, er referiert, zitiert, informiert, unbekümmert, gutmütig, launig, stiloffen, steirisch. Kritik ist selten, aber es gibt sie. Wobei eine Formulierung wie jene, dass ihn eine bestimmte Musik „nicht vom Sessel reißt“, schon eine Art Höchststrafe darstellt. Eine sehr milde.

Legendär ist auch der Text zur CD „Time Out Time“ der Little Band from Gingerland, in der Ganglbauer genau genommen kein einziges Wort über die Musik selbst verliert, sondern darauf verweist, dass er heute ja für jedes Stück einen Spotify-Link in den Text einbauen könne, um die Musik für sich sprechen zu lassen – „statt dem müden Hirn in aller Früh schon gescheite Bemerkungen (…) abzulocken (…).“ Das hat etwas von Chuzpe – und Charme.

Dass man mit Gerald Ganglbauer nicht immer konform geht, braucht nicht erwähnt zu werden. Das liegt im Wesen des Metiers. Hier ist einer am Werk, der sich über das geschriebene Wort mit der Welt auseinandersetzt. Eine Welt, die ihn nicht loslässt, und die er nicht loslassen will, dank ihrer faszinierenden Vielfalt, ihrer Buntheit, ihres Überraschungsreichtums. Eine Welt, die zur Auseinandersetzung herausfordert. Seine Welt. Unsere Welt.

Wien, 19. Oktober 2021

Andreas Felber

ist gebürtiger Salzburger, Jahrgang 1971, und lebt seit 1991 in Wien. Dort arbeitet er als Radiomoderator, Musikjournalist, Musikwissenschaftler und Universitätslektor.

Editorial aus der Print-Ausgabe

Eine Karriere als Rockmusiker zeichnete sich bereits in meiner frühen Kindheit ab.

2013 begann ich Music Reviews als Beilage zum Gangway Cult-Mag zu schreiben, weil ich Musik liebte und sich freier Eintritt mit Pressekarten und Promoalben günstig auf mein Kultur-Budget auswirkten.

Musikjournalisten werden mit Neuerscheinungen überhäuft, nicht immer mit dem, was sie hören wollen, aber dafür auch mit Alben, die sie sonst kaum zu Gehör gekriegt hätten.

101 Besprechungen.

Das gefiel mir sehr, obwohl jede Besprechung viel Zeit benötigt. Einerseits gab es frische Musik beim Album Release, wo man sich mit Künstlern Backstage treffen konnte, um seine Fragen zu stellen, anderseits schrieb man auch Besprechungen von Tonträgern die einem ganz ohne persönlichen Kontakt unverlangt zugeschickt wurden.

Vor Jahren hatte ich Journalismus an der Grazer UNI studiert, musikwissenschaftlich aber war ich ein Laie, weshalb meine Kritik aus dem Bauch kam, was ihr eine persönliche Note gab. Mein Zugang zur Musik war nicht über akademischen Text, sondern erlebte Gefühle, und das schätzten meine Leser.

Aus manchen dieser Begegnungen entstanden Freundschaften und Kooperationen.

Für ein online Magazin hatte ich gar nicht einmal so wenig Leser, dennoch ist es mir jetzt eine große Freude, 100 Reviews als gedrucktes Paperback zu sehen, als mein letztes Werk vor der unvermeidbaren Übergabe an Doktor Parkinsons Krankheit. Wie hinterhältig die ist, kann man sich nicht vorstellen, wenn man die Diagnose mit 48 erhalten hat.

Auch dieser Band ist ein Fundraiser zugunsten der Parkinson-Forschung.

Andererseits hätte ich mir nie erwartet, dass ich mit 60+ noch ein Rockstar sein würde, mit großartigen Künstlern Duette singe und Platten herausgebe. Musik ist die beste Therapie, das wußten schon Neil Diamond, Peter Hofmann, Ozzy Osbourne. Linda Ronstadt, Glenn Tipton, Stefan Weber und 10 Millionen Betroffene jung und alt.

Spenden in jeder Höhe für diese mit Liebe gestaltete LIMITED EDITION helfen der dringend nötigen Forschung, zeigen Anteilnahme und geben Hoffnung auf Heilung, die es bis jetzt noch immer nicht gibt, obwohl man diese schwere Erkrankung schon seit über 200 Jahren kennt.

Parkinsonline (PON) Österreich, die freundliche Parkinson Selbsthilfe. Stmk. Sparkasse AT22 2081 5000 4318 8796

Herzlichen Dank.

Gerald Ganglbauer
Stattegg

GANGWAY wird nicht über den Buchhandel vertrieben, sondern ist in limitierter Ausgabe gegen eine Spende von € 20+ (im Doppelpack mit Gangway Kulturmagazin um € 50+ für beide) an PARKINSONG.ORG per Bankanweisung oder PayPal Link zu haben. Solange der Vorrat reicht. Erträge fließen in die Parkinson-Forschung, konkret in Travel Grants für YOPd Betroffene und Forscher zum Welt-Parkinson-Kongress in Barcelona, 2023. Mehr Einblicke gibt es auf PARKINSONG.ORG.

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