Gerald Ganglbauer: Kopfbahnhof

“Kopfbahnhof” nimmt den roten Faden dort wieder auf, wo “Ich bin eine Reise” anno 2014 Halt gemacht hat.

Gangan Verlag, Stattegg 2020, 160 Seiten, gebundene Ausgabe, Illustrationen und Fotos, durchgehend in Farbe, 21,5 x 15 cm, ISBN 978-3-900530-36-5, € 29,90, Taschenbuch € 19,90

Gerald Ganglbauers allerletztes Buch versammelt wesentliche Begegnungen und Stationen aus dem Leben des Autors und Verlegers, die jedoch ganz bewusst unprätentiös geschildert werden: Das Leben als Sammelsurium, als Ansammlung von Begebenheiten, die hier nacheinander, eigentlich beinahe nebeneinander zutage treten. Abschiede und Wiederbegegnungen, Zufallsbekanntschaften und Reiseabenteuer, der Verweis auf bisher erschienene Bücher des Autors, auf die Liebe, auf Sex und das alles präsentiert sich unter der Vorherrschaft der Krankheit Parkinson, an welcher Gerald Ganglbauer leidet und die ihn zunehmend belastet und einschränkt.

Inserat in der Kleinen Zeitung

Jedoch weder diese Krankheit, noch andere „große“ Themen, wie die erste Liebe etwa, werden inszeniert, im Gegenteil. Gerald Ganglbauer schildert seine Lebensstationen unaufdringlich, protokollarisch, mit leiser Stimme. Diese beinahe introvertierte Schreibweise steht im Gegensatz zu manchem Thema, das hier angesprochen wird. Denn er schreibt ganz offen auch über heute noch teilweise Tabuisiertes, überhöht jedoch nichts, dramatisiert nichts.

Ein Buch über das Leben, über jene Bereiche, die dem Autor wichtig sind und die wie kurze kleine Blitzlichter auftauchen um sofort wieder zu verschwinden, wenn das nächste Lebens-Kapitel angesprochen wird. Gerade dieser Abtausch von Kurztexten, die stets authentisch mit Fotos bebildert sind, macht das Buch kurzweilig und macht es zum Leben selbst.

Denn das Leben kommt und geht – 
jeden Tag, jede Stunde, jede Minute, 
jeden Augenblick.

Gerald Ganglbauers letztes Buch gibt es auch als gebundene Sonderausgabe in der exklusiven Edition Parkinsong.

ISBN 978-3-900530-36-5, € 29,90
Bestellungen edition@parkinsong.org

 

Nina Schemmerl in der WOCHE vom 14. April 2021
Bernd Melichar in der Kleinen Zeitung vom 15. Februar 2022

Ein Kommentar

  1. Wenn der Zug in den Kopfbahnhof einfährt dann ist man angekommen. Am Ziel. An einem großen Ziel. Denn nur große Städte haben Kopfbahnhöfe. Bei den kleinen Städten und Dörfern fahren die Züge ja durch. Aber hier in der Großstadt, im pulsierenden Leben, da halten die Züge im Zentrum.
    Im Zentrum der Ideen, der Kunst, der Illusionen und der Wirtschaft.
    Es ist also gut angekommen zu sein.
    Der Zug macht nun Pause, der Zugführer auch. Du jedoch musst dich entscheiden.
    Geht es zurück den selben Weg – ganz oder nur ein Stück? Ist der Halt als Daueraufenthalt geplant oder nur Zwischenstop?
    Willst du umsteigen? In den nächsten Zug, einen noch schnelleren, in die nächste Richtung, dem nächsten Ziel entgegen?
    Die wahren Abenteuer sind im Kopf also rede dich nicht auf den Parkinson aus. Vielleicht steht dein Gedankenzug gerade im Kopf-Bahnhof, muss verschnaufen, abschalten, den Bügel vom Strom nehmen.
    Ein Ziel erreicht zu haben heißt nicht am Ende zu sein. Bedenke, du bist nur Fahrgast im Zug deiner Wahl, nicht Kapitän. Auch wenn du es gerne wärst. Die Schienen laufen durchs Land schnurgerade und lassen den Zug mit über 200 km/h dahin sausen. Es gibt aber auch Passagen, da benötigt es eine zweite Lok und es geht mühsam und kurvenreich erst hinauf und dann hinab. Du kannst bei jeder Station aussteigen, die Richtung ändern aber irgendwann wirst du wieder an einem Kopfbahnhof stehen.
    Du kannst es dir leicht machen und dem Parkinson die Schuld geben dafür, dass es dir mit zunehmendem Alter schwerer fällt, zu reisen, neue Ziele zu entdecken und die Kraft diese zu erreichen immer weniger wird. Du kannst aber auch deine Ziele danach ausrichten, was dir Freude macht und was bewältigbar ist.
    Und du kannst Freunde mitnehmen. Und gerade dann wird dein Kopf nicht mehr STOP anzeigen und der Bahnhofsvorstand mit der roten Signaltafel winken sondern wird dir das Umsteigen leicht. Auf einen Bummelzug, der dir Zeit gibt, das Land und seine Menschen kennen zu lernen.
    Und ja! Das macht der Parkinson!

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